20 Minuten: Teppich im Letzigrund, Acker auf der Pontaise
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06/03/2015

Teppich im Letzigrund, Acker auf der Pontaise

von Eva Tedesco – Die Fussball-Profis haben gewählt: Kein Rasen ist besser als der im Letzigrund. In der Challenge League schwingt das Stade de Genève obenaus.

Der Jubel der FCB-Profis nach dem 3:3 gegen ManUnited war kaum verklungen, wieselten schon zehn Greenkeeper über die anthropogene Vegetationsdecke aus Gräsern (sprich: Rasen). Sie schoben ihre Rasenmäher über das Spielfeld, um dem Grün sofort die nötige Pflege zu verpassen, nachdem 90 Minuten auf ihm herumgetrampelt, gegrätscht und gefightet worden war. Aufsehen erregte beim FCB-Auftritt im Herbst 2011 im Old Trafford auch das Kunstlicht, mit dem der Strafraum am Tag vor dem Spiel ausgeleuchtet wurde. Unter dem «Solarium« sollen die zarten Halme wachsen und gedeihen. Ein Spleen? Der Hang der Engländer zum «englischen Rasen»?

Rasenqualitäts-Rangliste der Saison 2013/2014 (Notenschnitt) 

 Super League Saison 2013/2014

Pos. Stadion Stadt Durchschnittsnote
1 Stadion Letzigrund Zürich 5,53
2 St. JakobPark Basel 4,75
3 Stockhornarena Thun 4,35
4 Stade de Suisse Bern 4,31
5 AFG Arena St. Gallen 3,83
6 Swissporarena Luzern 3,43
7 Brügglifeld Aarau 3,28
8 Tourbillon Sitten 2,83
9 Pontaise Lausanne 2,32

Challenge League Saison 2013/2014

Pos. Stadion Stadt Durchschnittsnote
1 Stade de Genève Genf 5,42
2 Rheinpark Vaduz 4,90
3 IGP Arena Will 4,57
4 Stadion Breite Schaffausen 4,53
5 Cornaredo Lugano 4,03
6 Schützenmatt Winterthur 3,68
7 Lido Locarno 3,14
8 Niedermatten Wohlen 3,04
9 Riva IV Chiasso 2,38
10 Stadion Gurzelen Biel 1,65

 

Auch der Schweizer Meistertrainer Christian Gross schwärmte schon zu seiner Zeit von den Rasenteppichen in den englischen Stadien und beklagte 2004 in einem Interview die mangelnde Beachtung der Rasen-Pflege in der Schweiz. In den Wintermonaten kann so mancher Fussballplatz in unseren Gefilden für Techniker zur Herausforderung werden. Darum regte Gross schon damals an: «Es sollte wie in England auch in der Schweiz eine Kategorie für den besten Platzwart geben.»

Rasenqualität ist gleich Qualität des Spiels

Über zehn Jahre später wird aus der Anregung des heutigen Trainers beim Al-Ahli Sports Club in Katar endlich Realität. Nachdem der Profi-Spielergewerkschaft (SAFP) regelmässig Klagen zum Thema Rasenqualität zu Ohren gekommen waren, initiierte man bei SAFP eine Umfrage unter Super- und Challenge-League-Kickern. «Für die Profispielervereinigung ist klar, dass mit der Qualität des Rasens auch die Qualität des Spiels zusammenhängt. Es ist deshalb wichtig, darauf hinzuwirken, dass die bestmögliche Rasenqualität für die Spieler vorhanden ist», sagt SAFP-Präsident Lucien Valloni.

«Diese Umfrage zeigt», so Valloni weiter, «in welchen Stadien gut gearbeitet und Wert auf ein gutes Terrain gelegt wird.» Als Dank und zusätzlichen Anreiz für die «Herren der Halme» rief die Vereinigung den «Golden Pitch Award» ins Leben und zeichnete den von Profis gewählten besten Rasen der Saison 2013/14 aus. Die Umfrage zeigte eindeutig: Kein Rasen ist besser als der im Letzigrund. Umso bemerkenswerter ist dieser Umstand, da in keinem anderen Schweizer Stadion so viele Matches ausgetragen werden. Denn mit dem FC Zürich und GC sind gleich zwei SL-Klubs im Letzigrund beheimatet. Das Grün im (von vielen ungeliebten) Zürcher Stadion gewann mit der Durchschnittsnote 5,53 klar vor dem Terrain im Basler Joggeli (4,75).

Pontaise und Gurzelen mit schlechten Noten

«Die Doppelbelastung ist ein Nachteil. Dafür ist das offene Stadion unser Vorteil, weil eine bessere Durchlüftung gewährleistet ist als in einem geschlossenen Stadion und auch mehr Licht auf den Rasen fällt», sagt Letzigrund-Stadionmanager Peter Landolt. «Das Wichtigste ist und bleibt aber die Pflege. Zusammen mit Grün Stadt Zürich investieren wir sehr viel in die Pflege des Rasens. Wir müssen je nach Witterung immer dahinter sein und unsere Greenkeeper müssen halt auch an einem Samstag, Sonntag und Feiertag ran.» Dieser Aufwand wurde nun belohnt. Und was gibt es Schöneres, als von denen ein Kompliment zu erhalten, die es am Besten wissen müssen? «Die Auszeichnung freut uns wirklich sehr», so Landolt.

Wo Lob ist, ist aber auch Kritik nicht fern. Die schlechtesten Noten für die Saison 2013/14 erhielt das Terrain der Pontaise in Lausanne. Ebenso deutlich fiel die Bewertung in der Challenge League aus. Das Stade de Genève siegte deutlich vor dem Rheinpark in Vaduz. Mit der Note 1,65 – also Level Kartoffelacker – liegt das Stadion Gurzelen in Biel abgeschlagen auf dem letzten Platz.

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