SPIELERGEWERKSCHAFT ZUR SUPERLIGA
Die Club-Bosse wollten eine Superliga gründen. Doch sie stiessen auf grossen Widerstand bei Politikern, Fans – und auch den Spielern. Spielergewerkschafts-Präsident Lucien Valloni weiss weshalb.
Darum gehts
- Zwölf Top-Clubs wollten eine Superliga gründen.
- Neun von zwölf Clubs haben ihre Teilnahme bereits wieder abgesagt.
- Lucien Valloni, Präsident der Swiss Association of Football Players, glaubt aber nicht, dass der Spuk wieder vorbei ist.
«Die Spieler dürfen weder für die eine noch für die andere Seite zum Spielball der Interessen degradiert werden.» Das meinte anfangs Woche die Swiss Association of Football Players (SAFP), nachdem die Superliga-Pläne bekannt wurden. Mittlerweile ist viel passiert. Nach nur drei Tagen ist von den pompösen Plänen nicht mehr viel übrig geblieben. Neun von zwölf Clubs haben ihre Teilnahme bereits wieder abgesagt. Bisher letzter Akt im Superliga-Fiasko: United-Fans stürmten aus Protest gegen das milliardenschwere Projekt das Trainingsgelände des Clubs.
Lucien Valloni, Präsident der SAFP, glaubt aber nicht, dass der Spuk bereits wieder vorbei ist. Gegenüber 20 Minuten meint er: «Diese konzertierte Aktion der Grossclubs kam überraschend. Aber ebenso überraschend kam der Rückzug. Das Thema wird aber wohl nicht vom Tisch sein, weshalb wir nicht einfach so tun können, als wäre nichts geschehen.» Er fordert eine Grundsatzdiskussion, sagt: «Es ist an der Zeit, den Fussballsport zu demokratisieren.» Bislang seien Fans und Spieler von allen wesentlichen Entscheidungen ausgeschlossen gewesen, obschon ohne Fans und ohne Spieler gar nichts gehe. «Das muss sich künftig ändern», so Valloni.
«Die Spieler machen Fussball faszinierend»
Dass die Spieler nicht involviert in die Pläne der Superliga gewesen seien, kritisiert der Präsident scharf. Auch, dass die Uefa gedroht habe, die Spieler für Nationalmannschaftsspiele und alle weiteren nationalen und internationalen Wettbewerbe zu sperren. «Das finden wir inakzeptabel», sagt Valloni. Und: «Die Spieler und Spielergewerkschaften sind von den federführenden Grossclubs über die Pläne nicht informiert worden. Und dennoch wurden sie zum Spielball der Interessen der beiden Lager degradiert.»
Sind die Spieler also der Uefa und den Club-Bossen egal? «Das kann man so nicht sagen», so der SAFP-Präsident, der etwa 500 Spieler in der Super und Challenge League vertritt. «Aber es zeugt von wenig Respekt, wenn Entscheidungen dieser Tragweite für den Fussballsport, ohne die Einbindung der Spieler und Spielerinteressen getroffen werden.» Natürlich seien die Clubs wichtig, aber es seien nun mal die Spieler, die dieses Spiel faszinierend machen und mit Emotionen bereichern.
Valloni würde für die Rechte kämpfen
Und damit liegt er wohl richtig. Doch die Verantwortlichen sind eben diejenigen, die entscheiden. Derzeit schaut es zwar nicht danach aus, dass die Superliga noch kommt. Obwohl: Einer glaubt nach wie vor an die Idee und auch eine verspätete Einführung. Sie sei nur «auf Stand-by», sagte Real-Madrid- und auch Superliga-Boss Florentino Pérez dem spanischen Radiosender Cadena Ser. An die Adresse der bereits wieder ausgestiegenen Clubs sagte der Bauunternehmer: «Es ist klar im Vertrag, dass du nicht gehen kannst.» Und allen Kritikern der Superliga-Pläne hielt er entgegen, es sei «komplett falsch» zu denken, dass dieses Projekt bereits tot sei: «Wir arbeiten daran. Es wird etwas herauskommen, von dem die Welt denkt, dass es das Beste ist.»
Was also, wenn die Superliga nun doch noch kommt? «Dann würden wir gezwungen sein, alle denkbaren Prozesse anzustrengen, um Spieler-Sperren zu bekämpfen», so Valloni. Und: «Wir sind überzeugt, dass die Spieler ihr Recht auf etwa eine EM-Teilnahme gerichtlich mit guten Erfolgsaussichten erstreiten können.»
(20min.ch, 22/04/2021, Nils Hänggi, freshfocus photo)