Depressionen auch 10 Jahre nach Enkes Tod noch Tabuthema
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12/11/2019

Vor zehn Jahren nahm sich Goalie Robert Enke wegen Depressionen das Leben. Die Schweizer Spielergewerkschaft SAFP spricht auch heute noch von einem Tabuthema.

Torhüter Robert Enke absolvierte zwei Tage vor seinem Tod sein letztes Spiel in der Bundesliga gegen den HSV. – Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 10. November 2009 nahm sich Fussballtorwart Robert Enke das Leben.

  • Der Deutsche litt an Depressionen und verheimlichte dies gegenüber der Öffentlichkeit.

  • Die Schweizer Spielergewerkschaft SAFP erachtet Depressionen noch heute als Tabuthema.

Es traf die Fussballwelt bis ins Mark. Am 10. November 2009 nahm sich Robert Enke, Captain des Bundesligisten Hannover 96 und deutscher Nationaltorwart​​, das Leben.

Jahrelang hatte er an Depressionen gelitten. Nur der engste Familien- und Bekanntenkreis wusste davon, vor dem Gang an die Öffentlichkeit hatte Enke panische Angst.

Die Fans von Enkes letztem Klub Hannover 96 trauern um ihren Captain. – Keystone

Enkes Tod löste eine Debatte über psychische Erkrankungen im Profifussball aus. So schnell wie sie kam, verflüchtigte sie sich jedoch auch wieder. Im letzten Jahrzehnt haben sich Spieler, wie Danny Rose oder Andres Iniesta zwar geoutet. Das blieben jedoch Einzelfälle.

Weiterhin Tabuthema

Die Swiss Association of Football Players (SAFP) vertritt die Rechte der Vertragsfussballer in der Schweiz. Lucien W. Valloni, Präsident der Spielergewerkschaft sagt: «Depressionen sind immer noch ein Tabuthema, weil es von der Gesellschaft teilweise noch als Schwäche ausgelegt wird.» Obwohl es eine Krankheit ist, für die man sich nicht schämen muss, sei das schwer vermittelbar.

Lucien W. Valloni ist Präsident der Spielergewerkschaft SAFP. – zvg

«Depressionen werden im Schweizer Spitzenfussball nach wie vor nicht sehr oft thematisiert, weil die Hemmschwelle zu gross ist.» Aus diesem Grund sei die SAFP dabei, eine Helpline ins Leben zu rufen. Zu Beginn 2020 soll das System mit Spezialisten im mentalen Bereich starten.

Aktuell gelange im Schnitt höchstens ein Spieler mit Depressionen pro Saison an die SAFP. Meist sei dies während oder nach einer schweren Verletzung. «Wir sind eine erste Anlaufstelle und helfen dann mit Verweisen an Spezialisten», so Valloni.

Erstaunliche Studie

Die SAFP hat 2015 an einer Studie der Weltspielervereinigung FIFPro über psychische Krankheiten bei Fussballern mitgearbeitet. . Das Ergebnis erstaunt und schockiert zugleich: Ein Drittel leidet unter Depressionen oder Angstzuständen. «Wir bauen auf diesen Erkenntnissen auf», sagt der Präsident der Schweizer Spielergewerkschaft.

Die SAFP führt, wie hier 2014, Trainings für vertragslose Spieler durch. – Keystone

Was rät Valloni Spielern, die an Depressionen leiden? «Unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen! Wichtig ist, frühzeitig aktiv zu werden und nicht zuzuwarten.»

 

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